SEHEN

Zerstört die Texte! Befreit die Kunst vom Diktat literaturwissenschaftlicher Methoden! In Sinne Artauds wendet sich Worringers Arbeit einer Deutung von Bildern durch Bilder zu. Die eigens für die Bilder gebauten Modelle und die Sichtbarkeit der Materialien in der Malerei legen die Entstehung und Produktion der Bilder offen, um eine bildnerische Sprache hervorzubringen. Seine Arbeitsweise und Bilder bieten auf diese Art einen Zugang, der ohne kunstgeschichtliches Wissen auskommt. Worringer gibt damit dem Publikum seine Würde zurück: seine Bilder offenbaren dem Betrachter ihre Willkürlichkeit. Eine im Sinne des Semiotikers Ferdinand de Saussures, der die Beziehung zwischen dem bezeichnenden Wort (Signifikant) und dem bezeichneten Konzept (Signifikat) als abiträr –also: willkürlich – bezeichnet. Diese Beziehung beruht auf menschlichen Konventionen und Vereinbarungen und nicht auf einer naturgegebenen Gesetzmäßigkeit. Jegliche solcher Konventionen und Vereinbarungen stellt Worringer in Frage. Er fordert Konventionen des Sehens stets neu auszuhandeln und uns selbst in der Betrachtung mitzudenken. Plastizität, Licht und Schatten sowie Dimension der Bilder sind ausschließlich physisch vor dem Original zu erleben. Da Worringers Bilder einen aktiven Betrachter verlangen, der sich den Bildern physisch nähert, sich distanziert, sich reckt und sich hockt, um die Bilder zu erleben.