AMBIGUITÄT

Zeichnen Sie ein Bild von sich, nackt! So sehr uns sprachliche Mehrdeutigkeiten wie diese bekannt sind, verlässt uns der Sinn für Ambiguität, wenn es Bilder betrifft. Vor allem in der Kunst. Worringers Bilder sind ambig. Sie erfüllen Stanley Budners Definition einer ambigen Situation, denn sie lassen sich nicht eindeutig definieren oder kategorisieren. Sie fordern vom Betrachter eine große Ambiguitätstoleranz. Nicht ein Motiv schafft Unwohlsein, sondern die unbefriedigte Erwartung des Betrachters, sein nicht zu besänftigender Wille der richtigen Deutung und die Unmöglichkeit adäquat auf das Gesehene zu reagieren. Worringers ambige Kunst ist daher auch als Kritik an einem westlichen Denken zu verstehen. Ein Denken, das von Dichotomien und Kategorien geprägt ist. Seine Kunst stellt sich dem entgegen und schlägt bewusst eine Brücke zur Kultur der Ambiguität arabisch-islamischer Kulturen, wie sie von dem Arabisten Thomas Bauer beschriebenen werden. In der Wahrnehmung seiner Kunst tritt Worringers Abneigung gegenüber dem Denken in Dichotomien, Vorurteilen, Rassismen oder Deutungshegemonien zu Tage.