EIGENLEBEN

Geht auf die Sache selbst zurück! Will man Worringers Bildern mit einer konsistenten Theorie begegnen, wie wir es im deutschen Sprachraum in den Kunstwissenschaften gewohnt sind, wird dieses Streben nach einer objektiven Sicht ad absurdum geführt. Die Arbeiten können nur angemessen erfasst werden, wenn wir anerkennen, dass Betrachter auf unterschiedliche Art und Weise sehen und wahrnehmen. Wahrnehmen – wie in der Intersubjektivität – ist eine Beziehung zwischen Akteuren mit unterschiedlichen Sichtweisen. Die Erkenntnis der Erkenntnis hat ihren Ursprung im jeweiligen Ich selbst. Der Sehende begreift seinen eigenen Blick. In Didi Hubermanns Worten: „Was wir sehen blickt uns mit unseren Augen an.“ Daraus postuliert sich aber Bilder als eigenständige Person anzuerkennen. Als solche bringen sie ihre eigene Metasprache mit, sind gleichsam selbstreflexiv, performativ. Sie besitzen ein Eigenleben.